Behandlung für IBD/IGOR® beim Hund

Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht noch einfacher…

(Albert Einstein)

Der Autor stellt hier ein einfaches und vor allem zuverlässig zielgerichtetes diätetisch basierendes Behandlungskonzept der chronischen, oft über die Jahre zunehmend rezidivierenden Magen- Darmprobleme des Hundes, vor.

Bewährt hat sich der IBD-Fragebogen, mit dem die anamnestischen sowie klinischen Leitsymptome erfasst werden (auch zur Eigen-Kontrolle über die Jahre geeignet!). Dann folgt eine pragmatisch-diagnostische und therapeutische Vorgehensweise, die in der Praxis erfreuliche Erfolge zeigt:
A Eine rektale Untersuchung und gegebenenfalls endoskopischer Ausschluss von Tumoren und die Abklärung von häufig begleitenden Giardien (ELISA-Kotuntersuchung) und sonstigen Parasitosen. Giardien sind dabei offensichtlich nicht ursächlich, vielmehr als Begleitbefund anzusehen.
B Die üblicherweise geforderten Darm-Biopsien/CT/Sonografien sind leider relativ aufwändig und meist nosologisch unspezifisch und somit nach unserer Praxiserfahrung letztlich eher irrelevant.
C Ein erhöhter Gehalt (>5 μg/ml Serum) des Hundespezies-validierten hochsensitiven, aber unspezifischen C-reaktiven Proteins (CRP) beweist zusammen mit der typischen Anamnese praktisch die klassische Dickdarm-IBD. Die Dünndarm-IBD = IGOR® tritt meist ohne erhöhten CRP-Gehalt auf.

Kolitis im Endoskopbild
Standardtherapie der IBD mit Dickdarmschwerpunkt

Mit einer diätetischen Ernährung, die das Mikrobiom stärkt und einer dauerhaften Compliance konnte und kann in vielen bis dato überwiegend unbefriedigend medikamentös therapierten Fällen jahrelang dauerhafte Symptomfreiheit erzielt werden. Heilbar ist die IBD in der Regel nicht. Ideal ist dazu eine dauerhafte strenge (!) Eliminationsdiät ausschließlich mit circa 1,2 Prozent des Lebendgewichtes, bestehend aus:

Alleinfuttermittel in IBDerma-Rezeptur: IBDerma-Hyposens , IBDerma Happy Chi oder IBDerma VeggieSens

( ca. 120g Futter pro 10kg Lebendgewicht bei einem er),
dazu IGOReflux oder IGOR vegan, Inu-Tryptophan, LupEnterol (alle LupoVet) einige Scheiben Rote Beete im Glas, Sauerkraut bis zu 1% des Körpergewichts, langsam einschleichend, ggf. püriert, Essig, Chicoree gedünstet, und/oder essigsaure Gurken als Snack, reifer Limburger / Münster-Käse, (ca. 10g pro 20kg Lebendgewicht, 2x täglich), siehe auch:
Merksatz „S’FERCKL mag SM“-System (Details unten).
Die Fütterung/Therapie wird gut akzeptiert und führt in der Regel zu einem sehr guten Allgemeinbefinden. Gerade bei der Alleinfutterdauergabe ist dieser Aspekt sehr wichtig.
IBDerma-Hyposens wird als Alleinfutter vor der Fütterung mit der 2-3 fachen Menge frischem, lauwarmem Wasser übergossen (gerne eingeweicht verfüttern= Porridge). Frisches Gemüse aller Art (Verträglichkeit vorausgesetzt) als Zugabe, sowie unübliche Proteinquellen wie zum Beispiel reines Ziegen- oder Schaffleisch, werden ausdrücklich empfohlen. Insbesonders Schafdünnung ( = Rippen mit Muskulatur, frisch, kurz mit kochendem Wasser entkeimt) wird von den meisten Hunden gut vertragen.

Reine Kauartikel (Ohren, Hautstreifen, Knochen…) werden insbesondere bei IGOR® NICHT empfohlen, da sie vermehrt Magensäure bilden lassen.

Für die Kohlenhydrat-Abteilung im Futter eignet sich aufgeschlossenes Maniokmehl zum Mehlieren beim Selbstkochen von o.a. Fleischsorten. Als Leckerlis dienen beispielsweise gedörrte Lammnuggets oder glutenfreie Snacks wie Luplo / MiniBonies / Protelinos (alle LupoVet).

Medikamentöse Behandlung von IBD

Die tierärztliche Initial-Therapie (nur in klinisch bereits besonders auffälligen Stadien) besteht aus der nur einmaligen! i.m.-Applikation von 0,2 mg/kg Dexamethason, sowie für zunächst 8 bis 12 Wochen Gabe des Immunmodulators Sulfasalazin, ca. 20 mg pro kg Lebendgewichtes , verteilt auf dreimal täglich ca. 6-8mg Einzeldosis, dazu Tablette zerteilen/mörsern.

Rechenbeispiel 5kg Hund: 5 kg x 3x 8 = 120mg/Tag

Die passenden Anteile einer 500 mg Lack-Tablette sind nach Umwidmung leider alternativlos in der Tat abzuwiegen … lohnt sich aber … bzw. noch einfacher:   500mg : 16 geteilt mit Messer = ca. 31 mg     somit 3 x täglich CIRCA!   1/16 Tablette gemörsert ins gewässerte Futter für einen 5 kg Hund.

Die Dosis ist als initiale Individualdosis anzusehen, die in der Regel nach 8-12 Wochen situativ z.B. zu halbieren ist…

Medikation: So wenig wie möglich, so viel wie nötig…GEDULDIG anpassen…

– Sulfasalazin dient der Regulation der pathorelevanten lymphozytären Darmzellreihen (MALT = mucosa-associated lymphoid tissue). Danach kann situativ eine dauerhaft beizubehaltende Dosis von ca. 5 mg/kg beibehalten oder individuell auch noch weiter reduziert werden***.


Eine individuelle Betreuung können Sie, auch aus rechtlichen Gründen, erst nach einer Anmeldung für eine kostenpflichtige Beratung erhalten.
Sie finden die Anmeldung hier. 

Auch auf Getreideprodukte zwingend verzichten bei IBD / IGOR

Um den dauerhaften Erfolg nicht zu gefährden, muss auf bestimmte Kohlenhydratquellen (Getreide, Nudeln, Getreidenebenprodukte, Hirse, Kleie, Kartoffeln, getreidehaltige Leckerlis, Reis, Brät oder Wurst wie Lyoner, Nassfutter mit Bräteinlage) zwingend verzichtet werden.

Leider führt auch BARFen nicht zum Ziel. Einmal wieder ausgelöste »Darmkrisen« können wochenlange Reaktionskaskaden nach sich ziehen.

Dabei sollte auf die übliche mikrobiomazide Medikation, wie z.B.  rezidivierende Gaben an systemischen Kortikosteroiden, Antibiotika oder Zytostatika (Prednisolon, Dexamethason; Metronidazol, Tylosin, Sulfonamide; Cyclosporin A oder Azathioprin etc.) gänzlich verzichtet werden.

Etwa 30-40 % der Patienten kommen nach unserer langjährigen Erfahrung bei o.a. strengem (!) diätetischem Regime mit IBDerma-Rezeptur als Alleinfutterbasis ganz ohne Medikation aus. Die restlichen ca. 60-70 % bedürfen zur dauerhaften Symptomfreiheit neben IBDerma zudem einer permanenten Zugabe von Sulfasalazin (s.o.) und oder Budesonid in oft minimalen, situativen Dosen (s.u.).  

Zunehmend positive Erfahrungen für den Einsatz von Artemisia annua-Zubereitungen (z.B. LupARTE 2.0, LupoVet) als Sulfasalazin-Ersatz liegen vor.
Mehr Informationen zu Artemisia annua finden Sie hier: artemisiavet.de.
Die zentrale Voraussetzung für einen nachhaltigen Behandlungserfolg ist eine konsequente Compliance, die unseres Erachtens schon wegen der schwerwiegenden und traumatisierenden Besitzererfahrungen durchweg eingehalten wird. Tierärztliche Nachuntersuchungen sind ceteris paribus nur ein- bis zweimal pro Jahr zur CRP/Vitamin B12/Folat/Albumin/Globulin-Verlaufskontrolle (Anpassung der Sulfasalazin-Dosis) und zum Erfassen des Kontrollfragebogens nötig.

**Eine Halbierung/Drittelung der täglichen Sulfasalazin-Dosis reduziert die ohnehin extrem selten vorkommende (reversible) KeratitoConjunctivitis Sicca-Wahrscheinlichkeit (KCS = trockenes Auge mit gelbem Lid-Sekret) nochmals. Tierärztlich vor Ort zu klären…

Standardtherapie der IBD mit Dünndarmschwerpunkt/inflammatorisch gastro-oesophagealer Reflux (IGOR®)

Im Gegensatz zur in der Regel relativ einfach diätetisch-medikamentell beherrschbaren IBD ist der IGOR® wegen seiner häufig noch psychogeneren Ursächlichkeit deutlich herausfordernder und deutlich individueller anzugehen.

Schwerpunkt der Behandlung von IGOR ist wiederum neben möglichst häufigen „puffernden“ Tagesgaben (4-5x täglich füttern) des Alleinfutters IBDerma-Hyposens (präferativ in MINI-Form), alternativ IBDerma Happy Chi oder IBDerma VeggieSens, gegebenenfalls auch bis zu 20% ergänzt mit Wilde Weide-Ziege und Pure Weide-Ziege mit Beeren, die 3-5malige Zugabe von IGOReflux Intense oder IGORVegan  als u.a. schleimhautauskleidendes Pulver oder als praktische Tabs. Bei Megaösophagus ist die ohnehin dauerhaft zu empfehlende Sauerkraut-Gabe von bis zu 1% des Körpergewichts (100g/10 kg LG) über das Futter zwingend angeraten, um Anschoppungen zu vermeiden.

Hochakute IGOR-Patienten sollten IBDerma-Hyposens eingeweicht (in Form von „porridge“) erhalten. Dieses schont den Magen und beachtet den Nierenstoffwechsel.

Zusätzlich führen geringe morgendliche Dosen des lokal wirksamen Budesonid (z.B. als 3mg Hartkapsel, ca. 80-120 Kügelchen/10-15kg LG) sowie eine zweimalige Inu-Tryptophan-Gabe. (2x ca.175mg/Tag und ca.10-15 kg LG) gemeinsam mit langzeitlicher Anwendung des im folgenden erörterten sogenannten nur S´ FERCKL mag SM-Systems (Merksatz) auch ohne käufliche Probiotika zur mittelfristigen Stabilisierung des Mikrobioms.

Offenes Wort vorweg aufgrund häufiger freundlicher Anregungen: 
Es kann leider keine das IBD-Management vereinfachende Pille/Pulver/Pellet/Dose… geben, um die eben wunderbare Vielfalt der hier als TOOL (essbaren Werkzeugkasten) zielführende ‚Über-Lebensmittel‘ (hier) anzubieten:

Slide 1
Bei IBD/IGOR immer IBDerma
+ zur weiteren Ernährung gilt der Merksatz:
Nicht nur S'FERCKL mag SM
S - wie
Sauerkraut

Frisches, ungekochtes Sauerkraut (aus dem Eimer vom Metzger bzw. Hofläden, Internet) oder Krautsalat einschleichend bis zu 1% des Lebendgewichtes

Frisches, ungekochtes Sauerkraut (aus dem Eimer vom Metzger bzw. Hofläden, Internet) oder Krautsalat einschleichend bis zu 1% des Lebendgewichtes

Frisches, ungekochtes Sauerkraut (aus dem Eimer vom Metzger bzw. Hofläden, Internet) oder Krautsalat einschleichend bis zu 1% des Lebendgewichtes

F - wie
Frisch!

zum Erhalt der wertvollen Bestandteile

zum Erhalt der wertvollen Bestandteile

zum Erhalt der wertvollen Bestandteile

E - wie
Essig

Bis zu 3 x 1 Eßl. Essig pro Tag dem Hund hinzufüttern. Essig ist eine organische Säure, die puffernd wirkt und Grundnahrungsmittel für die guten Bakterien ist, die wir haben wollen.

Bis zu 3 x 1 Eßl. Essig pro Tag dem Hund hinzufüttern. Essig ist eine organische Säure, die puffernd wirkt und Grundnahrungsmittel für die guten Bakterien ist, die wir haben wollen.

Bis zu 3 x 1 Eßl. Essig pro Tag dem Hund hinzufüttern. Essig ist eine organische Säure, die puffernd wirkt und Grundnahrungsmittel für die guten Bakterien ist, die wir haben wollen.

R - wie
Rote Beete

aus dem Glas incl. Sud

aus dem Glas incl. Sud

aus dem Glas incl. Sud

C - wie
Chicoree

gedünstet oder roh, bis zu 1% des Lebendgewichtes

gedünstet oder roh, bis zu 1% des Lebendgewichtes

gedünstet oder roh, bis zu 1% des Lebendgewichtes

K - wie
Kefir

Milchsauerprodukte versuchen, auch Naturjoghurt, bis zu 3 Eßl. pro Tag

Milchsauerprodukte versuchen, auch Naturjoghurt, bis zu 3 Eßl. pro Tag

Milchsauerprodukte versuchen, auch Naturjoghurt, bis zu 3 Eßl. pro Tag

L - wie
Limburger Käse

Erfahrungsgemäß hilft auch die wiederholten Gabe von Rotstreichkäsearten wie reifem Limburger Käse helfen (dauerhaft 2 x 5 g pro 10 kg Lebendgewicht täglich, bei 30-40 kg Lebendgewicht 2 x 10 g)

Erfahrungsgemäß hilft auch die wiederholten Gabe von Rotstreichkäsearten wie reifem Limburger Käse helfen (dauerhaft 2 x 5 g pro 10 kg Lebendgewicht täglich, bei 30-40 kg Lebendgewicht 2 x 10 g)

Erfahrungsgemäß hilft auch die wiederholten Gabe von Rotstreichkäsearten wie reifem Limburger Käse helfen (dauerhaft 2 x 5 g pro 10 kg Lebendgewicht täglich, bei 30-40 kg Lebendgewicht 2 x 10 g)

S - wie
Saure Gurken

als Laktobazillus-/Laktatquelle zwischendurch

als Laktobazillus-/Laktatquelle zwischendurch

als Laktobazillus-/Laktatquelle zwischendurch

M - wie
Morosuppe

Rezept: 500g g Karotten klein schneiden
und in einem Liter Wasser für 60 min kochen lassen.
Dann die Möhren in dem Wasser pürieren und mit
abgekochtem Wasser wieder auf einen Liter Flüssigkeit
auffüllen & 3g Kochsalz zufügen.

Rezept: 500g Karotten klein schneiden
und in einem Liter Wasser für 60 min kochen lassen.
Dann die Möhren in dem Wasser pürieren und mit
abgekochtem Wasser wieder auf einen Liter Flüssigkeit & 3g Kochsalz zufügen.

Rezept: 500g Karotten klein schneiden
und in einem Liter Wasser für 60 min kochen lassen.
Dann die Möhren in dem Wasser pürieren und mit
abgekochtem Wasser wieder auf einen Liter Flüssigkeit auffüllen & 3g Kochsalz zufügen.

In den angegebenen Dosen sind dem Autor beim Hund –in Analogie zum Menschen– auch dauerhaft keine systemischen Nebenwirkungen (im Gegensatz zu zudem hier wirklosen systemischen Kortikoiden)  bekannt.

In Kombinationsfällen von IBD und IGOR® ist meist eine hier sinnige Kombination der beiden o.a. Begleitmedikamention indiziert.

Die Erfahrungen mit PPI (Protonenpumpeninhibitoren) wie z.B. Omeprazol sind auf Dauer nicht nur ernüchternd, sondern auf Dauer zumindest beim Menschen ggf. sogar gefährlich. Von der Gabe magensäurefördernder Kauartikel wie z.B. „Kong“, Trockenhautartikeln und Ohren wird bei IGOR® abgeraten.

Einen Ernährungsplan als PDF zum Ausdrucken finden Sie hier:

Ernährungsplan IBD / IGOR

Weitere Hinweise finden Sie unter: 5 goldene Regeln bei IBD/IGOR®

Um den rein telemedizinisch assistierten IBD-Behandlungserfolg nach idealerweise ca. 12 Wochen zu überprüfen und zu dokumentieren, bitte wir Sie hiermit im Namen vieler weiterer betroffener Patienten/-BesitzerInnen und einer lernwillig-fortschrittlichen Tiermedizin sehr dringend darum, den für Sie völlig kostenfreien Kontroll-/Katamnese fragebogen sehr detailliert auszufüllen inkl. aller dort erneut geforderter Laborwerte.

Auch eine kostenfreie Bewertung unter www.jameda.de schafft hier notwendiges Vertrauen.

Danke vorab an dieser Stelle!